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Deichbereich

Deichbereich

Sie sind wieder da, die Schafe! Jetzt geht das wieder los, fressen sich stromzaunresistent unter dem Zaun hindurch, weil auf der anderen Seite der Salat vom Nachbar so gut riecht und das Gras hinterm Zaun auch frischer ist als da, wo Schaf schon 48 Stunden herumtrampelt. Du denkst an nichts Böses, da steht es vor dir, blökt dich an und will zum Hochbeet! Die Nachbarin ruft Hilfe, der Olle rennt rüber und schiebt Schaf wieder Richtung Zaun…Schäfer anrufen, Zaun umlegen, Schaf wieder hinein zu den Kumpels und Ruhe. Bis zum nächsten Mal. Irgendwie lästig, die Viecher. Kitty-Katze von Nachbarns muss immer durch den Zaun durch, damit sie in ihr Revier hinterm Deich kommt. sie schafft das ohne Brizzeln, wir alle haben den Strom schon kennengelernt. Ist wie Flöhe, nur schneller. Ich geh da nicht hin, bleib in meiner Kiste. Die Fressgeräusche der Viecher sind mir zu laut. Eine Woche, dann sind sie weg, einen Deichbereich weitergezogen. Zurück bleiben Köttel und kurzes Gras. Deichbereich….gibt es etwas Spannenderes?????

Bis bald, euer Adri

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Deichbereich

Faulpelz-Tag 10.08.2017

Ich bin ein echter

Tomatenwächter,

ich lieg in meinem Garten, bewache die Tomaten,

schleppe mich von links nach rechts, wobei ich laut vernehmlich ächz.

Ich tu, was ich am besten kann, schleich mich an die Lina ran,

seh` gut aus zu ihren Füßen, den puscheligen, großen, süßen.

Schlaf ein beim Gucken, echt `ne Wonne, bei 25 in der Sonne. 

Gestern war ja nur ein normaler Katzentag, aber heute ist Welt-Faulpelz-Tag. Da lass ich mich mal richtig gehen. Regnet sowieso. Da ist es egal, ob ich dreiundzwanzig Stunde schlafe oder ein halbes Stündchen mehr. Dafür geh ich etwas langsamer vom Napf weg. 

Bleibt gesund, 

euer Adri

 

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Deichbereich, 03.08.2017

Adri neu

Freiheit und andere Geschichten

Ich bin jetzt ein erwachsener Kater. Mein Name ist Adriano, und ich komme aus Arezzo. Das liegt in der mittelitalienischen Region Toskana, und weil meine Futter-Menschen-Mama Fan von Juventus Turin ist, gab sie mir den Namen eines Stürmers. Mein Bruder heißt Eliano. Dreimal dürft ihr raten warum!

Ich bin also in Arezzo geboren. Im Mai 2010, sagen die Menschen. Weil sie zählen können.
Ein kleiner, freier Kater. Es gibt allerdings sehr viele kleine freie Kater und Katzen in Arezzo, so wie auf der ganzen Welt. Und alle klugen Katzenmütter bringen ihre Welpen zu den Futterstellen, an denen freundliche Menschen Näpfe aufstellen und dafür sorgen, dass kleine freie Kater und Katzen nicht verhungern.

Auch unsere Mama schleppte uns dorthin, jeden Tag, bis wir den Weg allein fanden, ohne uns von einem der vielen schnellen Motorkisten überfahren zu lassen. Auto sagen die Menschen. Fährt ein Auto über eine Katze, ist sie schwer verletzt oder tot. Ich passe auf. Ich renne los, wenn alles still ist. Mit Eliano. Und mit meiner Mama.

Eines Tages kam unsere Mama nicht mehr heim, und zum ersten Mal habe ich das Gesicht eines traurigen Menschen gesehen. Chiara heißt die Frau, die alle Katzen füttert, und sie hat uns gestreichelt und uns traurig angesehen.

Am nächsten Tag hat sie uns hochgehoben, gestreichelt und uns mit in ihr Haus genommen.
Adriano und Eliano, ihr müsst ein schönes Zuhause haben, sagte sie mit ihrer warmen, freundlichen Stimme, die nach Futter und Streicheln klang.

Dann machte sie Fotos, und wir kamen in ein schönes, kühles Zimmer mit Steinfußboden, wo es nicht so heiß war wie auf den Stufen der Ruinen, in denen wir bis dahin gelebt hatte. Aber hinaus konnten wir nicht mehr, und wir kuschelten uns aneinander, weil wir spürten, dass unsere Freiheit wohl an diesem Tag ein Ende nahm.

Die Sonne ging auf und unter, der heiße Sommer blieb draußen hinter den schweren Holzläden des Zimmers, wir bekamen Futter von Chiara, und sie streichelte uns gern und oft.
An einem besonders heißen Sommertag kam sie zu uns, nahm Eliano auf den Arm und weinte, und sie nahm ihn mit hinaus und schloss die Tür, und ich war allein.
Ich habe Eliano nie wieder gesehen.

Chiara kam am Abend ohne ihn zurück, sie sprach mit mir, mit ihrer warmen, schönen Stimme, dass Eliano jetzt ein schönes Zuhause habe, und dass auch der Adriano bald ein tolles Heim finden würde.

Und an einem wundervollen Tag im September 2010 hob Chiara mich hoch, sie drückte mich an ihr Herz, so laut schlug es, und sie drehte sich mit mir im Kreis und sang: Adriano avere una casa!!!

Ich bekomme ein Zuhause. Na gut. Ich weiß nicht, was das ist, aber ich nehme das dann mal.
Was soll ich auch machen. Scheinbar ist das so im Leben, das jeder ein Zuhause bekommt.
Ein letztes Mal drückte Chiara mich an ihre Brust, schnaufte Tränen in mein Fell und steckte mich schwups! in einen kleinen Käfig.

Trug mich aus dem Raum, aus dem Haus, in eine Motorkiste, unten hinein, zwischen die Füße eines anderen Menschen, der nicht nach Futter roch, sondern nach Hund. Nicht gerade meine besten Freunde. Kommen laut bellend auf dich zu, und wenn du Angst hast und läufst, dann jagen sie dich. Ich kenne keine Angst. Ich mache mich auf der Straße groß, wie Mama, und knurre: Noch einen Schritt, dann…..

Aber nun sitze ich hier in einer engen Kiste, und es riecht nach Hund, und dann bellt ein Hund, und dann bellen fünf Hunde, dann sind alle Fünf hinten im Auto. Die Türen der Motorkiste schließen sich…der Motor geht an, Lärm. Lärm vom Motor, Lärm von den Hunden, die Menschen sprechen und lachen, einer dreht ein Lenkrad, der andere sitzt über mir und singt, erzählt und lacht.

Und ich quietsche einfach etwas mit. Pausenlos. 12 Stunden, sagt einer der Menschen, als wir über einen Berg fahren, der Brennero heißt. In ein Land, das Österreich heißt, und dann in ein Land, das Bayern heißt.

Und dort hält das Auto an einem „ Tierheim“, alle Hunde steigen aus, ich leider nicht. Ich fahre weiter, noch 367 mal Miau. Dann hält das Auto, und ich werde wieder in ein Haus getragen. Da sitzen Menschen, und alle rufen laut „Adriano!!!!!“ . Prima. Die kennen mich also in Deutschland. Und ein Mann drückt mich an seine Brust und weint ein Tränchen in mein Fell, dann gibt es Futter und dann….sind alle weg. Wieder ein Zimmer, schön kühl. Mit Futter und Wasser. Geht das jetzt immer weiter so????

Nur eine Nacht allein, dann sind alle wieder da, kaum dass die Sonne aufgegangen ist. Papiere werden unterschrieben, wieder werde ich in das Körbchen gesetzt, und wieder fahre ich stundenlang mit dem Auto. Ich erzähle ein wenig, und alle sprechen freundlich mit mir.

Und wieder ein Haus, wieder fremde Menschen, und noch etwas: Fremde Katzen. Und alle größer als ich. Caspar, ein großer, ängstlicher Kater, Biene und Emily, Katzendamen. Ich stelle mich den Herrschaften mal vor. So macht man das. Caspar fällt fast in Ohnmacht und verschwindet unter dem Bett. Emily und Biene fauchen und hauen mit der Tatze auf meinen Kopf. Ritterschlag. Aha. Deutschland. So macht man das hier.

Eine Tür öffnet sich, und ich verschwinde nach draußen. Nicht weit allerdings. Ein Netz versperrt den Weg auf die Wiese, den Weg in die Bäume, den Weg zu den Vögeln. Rasend schnelle renne ich das Pflanzenspalier hinauf und wieder hinunter, kratze am Holztor, doch es gibt keinen Weg nach draußen.

Und so gewöhne ich mich an den kleinen Bereich, der hier für Menschen und Katzen Freigang bedeutet. Eine Terrasse, vier mal vier Meter, Herrchen kann ich durch das Netz Rasen mähen sehen.

Mit der Zeit vergisst man Italien, Eliano, Chiara und die Freiheit, alle sind freundlich, Emily und Caspar ein bisschen weniger, Biene und die Menschen sehr viel mehr. Ich lerne den Schnee kennen, den Frühling, den Sommer.

Nach dem dritten Sommer in meinem Leben zieht Herrchen ins Esszimmer. Biene zieht mit, und ich trotte hinterdrein, weil ich so gern bei ihm bin. Er weiß, wo krabbeln an den Ohren am allerschönsten ist.

Und dann – komme ich in einen kleinen Käfig, die Biene auch, und wieder in ein Auto. Tierarzt??? Weit gefehlt. Herrchen zieht mit uns in eine kleine Wohnung. Die hat einen Balkon. Herrchen sagt, das muss jetzt eine Weile reichen, und ich schaue auf die Wiesen, und die Bäume, und das darf ich jetzt auch in der Nacht. Das Netz ist dicht, so dass es keinen Weg nach draußen gibt, aber ich kann schauen, horchen, träumen und die Nachbarin rufen. Die ist sehr nett, versorgt uns, wenn Herrchen arbeitet oder am Wochenende „ in den Norden“ fährt. Wenn er zurückkommt, riecht er nach fremden Katzen. Ich glaube, mindestens zwei Kater und drei Katzen zu erkennen. Und die Frau kommt. Rätselhaft. Riecht nach genau denselben Katzen. Und nach interessantem Futter. Und bringt auch was mit.

So geht das ein Weilchen. Dann erscheinen wieder Kartons. Ich kenne das schon, und Biene auch. Sie macht bei Stress immer das Schlafdiplom. Legt sich in ihren Muff und schläft.

Käfig, Auto. Kein Tierarzt, dauert viel zu lange. Brennero??? Nein, so lang dauert es nun auch wieder nicht. Diesmal wird die Wohnung nicht noch kleiner. Diesmal ist es ein Haus. Mit Treppe nach oben. Ein Nachbar schellt an, erzählt Herrchen, dass seine `Kitty` schon am ersten Tag `raus` durfte. Aha. Raus?? Ich spitze die Ohren. Und dann passiert etwas sehr seltsames. Herrchen öffnet die Terrassentür. Es ist Mai, die Vögel zwitschern, alle die, die ich auch von meinem Balkon sehen und hören konnte. Herrchen geht voraus, ein paar Meter. Ich stehe in der Tür, rieche Frühling, sehe den Berg, der Deich heißt. Rieche Wasser, Gras, sehe hohe Brennnessel-Felder und Mohn, Büsche, Bäume rund um das Haus. Ich mache Schritte, folge meinem großen Freund auf den Weg, er verläßt den Garten und geht den Deich hinauf, und ich wälze mich im Gras und die Sicht auf das Grüne ist:

Endlos.

Mir geht ein wenig die Puste aus, und das liegt nicht an den paar Schritten. Ein ganz wenig erschreckt mich diese Weite, und ich lasse mich zurücktragen. Und am nächsten Tag gehen wir wieder, und ich sehe das erste Mal ein Auto auf dem kleinen Weg am Haus, und ich beschließe, das die nichts für mich sind und renne ins Haus. Und wieder hinaus. Biene bleibt im Haus, und das wird sie immer tun.

Ich bin jetzt ein erwachsener Kater. Mein Name ist Adriano, und ich komme aus Arezzo.

Ich bin jetzt frei. Ich komme und gehe wann ich will. Mein großer Freund hat im Haus eine Tür geöffnet. Ich gehe in den Keller, von da komme ich in die Garage, und durch eine Klappe in der großen Tür geht es in mein Reich. Ich gehe ohne Herrchen, aber nachmittags auch gern mit ihm zusammen. Er hat versprochen, dass ich nie mehr hinter einem Netz leben muss.
Kurz nach unserem Einzug sind fünf Katzen ins Haus eigezogen. Ich kenne sie, habe sie sofort am Geruch erkannt, den meine großen Freunde mir mitgebracht hatten, als ich noch hinter dem Netz wohnte. Alle sind frei. Wir sind die Katzen vom Siebenkatz-Deich, und keine Grenze schränkt uns ein.

Und manchmal, wenn ich am Morgen etwas zu spät zum Napf-Befüllen komme, weil es draußen so spannend war, sehe ich den erleichterten Blick von meinem großen Freund.

Alter, ich bin ein erwachsener Kater. Ich bin frei geboren, und ich komme hier klar.